"Schlaraffia ist die innige Gemeinschaft von Männern, die in gleichge-sinntem Streben die Pflege der Kunst und des Humors unter gewis-senhafter Beachtung eines gebotenen Ceremoniale bezweckt und deren Hauptgrundsatz die Hochhaltung der Freundschaft ist!"
So zumindest steht es im ersten der insgesamt 65 Paragraphen des Schlaraffen-Spiegels, also des schlaraffischen Gesetzbuchs.
Hiermit sind die drei Ziele der Schlaraffia beschrieben: Freundschaft, Kunst und Humor!
Das Wort „Schlaraffe" stammt vom mittelhochdeutschen „Slur-Affe" und bedeutete damals nichts anderes als „sorgloser Genießer". Im Falle der heutigen Schlaraffen ist es allerdings mehr im intellektuell-geistigen Sinne gemeint und hat beileibe nichts mit Völlerei und übermäßigem Bierkonsum zu tun. Wer Schlaraffe wird, tritt in ein geistiges Schlaraffenland ein - mit Grenzen, aber grenzenlosen Möglichkeiten.
„In arte voluptas" - „In der Kunst liegt das Vergnügen"
Schlaraffe zu sein, bedeutet Freund zu sein. Wir spielen gemeinsam ein ritterliches Spiel nach uralten, genauen Regeln. Dabei lernt einer vom anderen. Der Humor und das „Sich-nicht-Ernstnehmen"
spielen eine große Rolle. Alle schönen Künste werden gepflegt. Wer in das schlaraf-fische Spiel eintritt, vergisst berufliche und private Sorgen; er entspannt sich von der Hektik desAlltags.
Natürlich gibt es bei den Zusammenkünften auch viele ernsthafte Themen. Und dennoch heißt Schlaraffe sein, mit dem Augenzwinkern zu leben. Deshalb zwinkert der Uhu als „Wappenvogel der Schlaraffen
mit einem Auge.
Unter den bekannten Herrengesellschaften ist die "Schlaraffia" wohl die fröhlichste. Sie ist aber auch die einzige, in der weltweit deutsch gesprochen wird. Nicht nur in Westerland oder Immenstadt,
Bern oder Wien. Für Schlaraffen in Frankreich, Thailand, Spanien, Nord- und Südamerika, Italien, Japan, Südafrika, gleich welcher Nationalität und Rasse, ist ebenfalls während der eigenen
Veranstaltungen die deutsche Sprache vorgeschrieben. Weltweit gibt es ca. 12.000 Schlaraffen in etwa 265 örtlichen Reychen.
Schlaraffia ist weder Geheimbund noch Loge, weder Karnevalsgesellschaft noch Kunstverein. "Aufnahme finden nur Männer von unbescholtenem Rufe in reiferem Lebensalter und gesicherter Stellung, die
Verständnis für die idealen Zwecke des Schlaraffentums haben und gewillt sind, sie zu verwirklichen", so steht es in der Satzung. Sie regelt, wann aus dem Gast, dem "Pilger" ein "Prüfling", aus
diesem endlich nach geheimer Abstimmung (Kugelung) der eigentliche Schlaraffe werden kann. Der erhält dann als "Knappe" die laufende Mitgliedsnummer seines Reyches, erst nach zehn Sippungen und einem
weiteren Examen wird er "Junker".
Mindestens zehn weitere "Sippungen", also wöchentliche Veranstaltungen in der "Burg" seines örtlich zuständigen Reyches, muß er besuchen, bis er zum Ritter geschlagen werden kann. In diesem
Stand erst erhält er seinen endgültigen, meist witzigen, persiflierenden Namen.
Erst jetzt verfügt er über alle Rechte, aber auch alle Pflichten im ritterlichen Spiel mit geistigen Waffen.
Wer erst ein paar mal "gesippt", aus dem Buch mit 124 eigenen Liedern gesungen, statt Bier und Wein zu trinken, "Quell und Lethe gelabt" hat, wird bald begreifen, dass all diese überlieferten Regeln,
der Aufwand mit Ritterhelmen und Schwertern nur dem "reinen Spiele" dienen. Die Titel und Orden, die verliehen werden, sollen ebenfalls nur dabei helfen, die Persiflage zu verdeutlichen und die
"Profanei" zu vergessen, bzw. diese zumindest im Narrenspiegel zu sehen.
Entstanden ist der Bund vor 157 Jahren in Prag. Schauspieler des dortigen Deutschen Theaters fanden sich zusammen und persiflierten in ihrem Spiel Herrschaftsstrukturen der damaligen
Donaumonarchie.
Witz und Geist beherrschten die “Sippungen”, die nach einem ritterlichen Ceremoniale ablaufen. Der Helm war aus Stoff, das Schwert aus Holz. So focht man geistige bzw. künstlerische Duelle aus, deren
Sieger war, wer den besten Vortrag über ein Thema gehalten hat, und das ist bis heute so geblieben.
So entstand im Jahre 1859 in Prag ein Künstlerklub, der sich aus Opposition gegen die dort tonangebende Gesellschaft "Arkadia" den herausfordernden Namen "Proletarierklub" gab.
Dieses war die Geburtsstunde der Allschlaraffia.